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IKOE-Zielgruppenbefragung 2025: Bedarfe für Interkulturelle Öffnung in Sachsen-Anhalt ermittelt

Magdeburg

Von Juni bis August 2025 hat das IKOE-Projekt der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. in Kooperation mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) 230 Fachkräfte aus Verwaltung, Schulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu ihren Erfahrungen und Bedarfen im Kontext interkultureller Öffnung befragt. Alle Zielgruppen wurden zudem zu ihren Erfahrungen mit systemspezifischen Diskriminierungsformen befragt.

Die Ergebnisse der Umfrage liefern dem IKOE-Projekt wertvolle Hinweise zu aktuellen Herausforderungen und Problemlagen im Bereich der interkulturellen Öffnung, um für die neue Förderperiode zeitgemäße und lösungsorientierte Angebote zu schaffen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf an Unterstützung groß ist, wenngleich in den drei Bereichen sehr unterschiedlich ausgeprägt.

 

Verwaltung: Diskriminierung und Kommunikationsbarrieren

In der Verwaltung fällt auf, dass nahezu jede fünfte befragte Person angibt, selbst von Diskriminierung betroffen zu sein. Dies ist der höchste Wert bei allen drei Zielgruppen. Im direkten Kundenkontakt erleben Angestellte vor allem Herausforderungen durch sprachliche Barrieren. Fremdsprachlichkeit und das Fehlen einfacher Sprache werden am häufigsten genannt. Gleichzeitig berichten Kund*innen den Fachkräften besonders oft von Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft.

Während der kollegiale Zusammenhalt positiv bewertet wird, sehen die Befragten deutliche Schwächen bei der Feedbackkultur und der Umsetzung von Leitbildern. Zeitressourcen und Wissensweitergabe bleiben zentrale Herausforderungen. Jede dritte Person wünscht sich mehr Kompetenzen im Umgang mit vielfältiger Kundschaft und erkennt an, dass Vorurteile im Arbeitsalltag eine Rolle spielen. Positiv aufgefallen ist, dass die deutliche Mehrheit aller Befragten aus der Verwaltung angibt, eine grundsätzlich ausgeschlossene und wertschätzende Haltung gegenüber ihrer diversen Kundschaft mitzubringen.

 

Schule: Psychische Gesundheit und fehlender Schutzraum

Für den Bereich Schule lag der Fokus insbesondere auf dem Gewinn neuer Erkenntnisse zur Einschätzung der mentalen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern.
Die Ergebnisse aus dem Schulbereich sind besonders alarmierend. Nur etwa jede zehnte befragte Fachkraft stimmt völlig zu, dass Schüler*innen die Schule als geschützten Raum empfinden, in dem sie vor Anfeindungen geschützt sind. Knapp drei von vier Personen sehen dies nicht gegeben.

Als größte Problemlagen nennen die Fachkräfte die fehlende Kompetenz von Schüler*innen im Umgang mit sozialen Medien, mangelnde Problemlösungsfähigkeiten sowie psychische und mentale Probleme. Auch kritisches Denken und das Hinterfragen von Machtstrukturen werden als zu wenig ausgeprägt eingeschätzt. Diskriminierung erleben Schüler*innen aus Sicht der pädagogischen Fachkräfte am häufigsten aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft. Andere Formen der Diskriminierung (z.B. aufgrund der Religion, der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung) werden als weniger relevant im Schulalltag wahrgenommen.

Die Befragten wünschen sich vor allem Unterstützung zu den Themen (1) unbewusste Vorurteile (2) trauma-informierte Arbeit und (3) Mobbing.

 

Zivilgesellschaft: Wertschätzung ja, Konfliktfähigkeit ausbaufähig

Im zivilgesellschaftlichen Bereich zeigt sich das positivste Bild. Wertschätzender Umgang und Anerkennung werden deutlich häufiger wahrgenommen als in den anderen Bereichen. Mehr als die Hälfte der Befragten empfindet das Ehrenamt als geschützten Raum.

Gleichzeitig wird deutlich, dass vielen Engagierten der Umgang mit widersprüchlichen Meinungen, unterschiedlichen Ansprüchen und Konflikten Probleme bereitet. Als größte Herausforderung werden extremistische und demokratiefeindliche Tendenzen genannt. Etwa die Hälfte der Organisationen erhält ausreichende Unterstützung durch die Verwaltung, während sich die andere Hälfte der Befragten entweder nicht ausreichend unterstützt fühlt oder die Zusammenarbeit als unsicher oder schwer einschätzbar betrachtet.

 

Gemeinsame Bedarfe – passgenaue Angebote

Trotz aller Unterschiede gibt es auch Gemeinsamkeiten. Unbewusste Vorurteile beschäftigen alle drei Zielgruppen. Diskriminierung aufgrund ethnischer Herkunft wird übergreifend am häufigsten wahrgenommen. Dabei ist der Wunsch nach konkreter Unterstützung eindeutig. Weiterbildungen und Workshops sind das mit Abstand beliebteste Format, idealerweise als Ganztagesveranstaltungen in hybrider Form, also sowohl online als auch vor Ort.

Die Befragung liefert dem IKOE-Projekt wichtige Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung der Angebote. Sie zeigt aber auch, dass Interkulturelle Öffnung eine Querschnittsaufgabe bleibt, die strukturelle Veränderungen, Haltungsarbeit und kontinuierliche Kompetenzentwicklung erfordert.

Kontakt: anna.theren@agsa.de

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